Oktober 2011 – die Systemrisiken sind hoch und es bleibt volatil an den Märkten

Der scheidende Präsident der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet (JCT) gibt endlich zu,  dass die Krise eine „systemische Dimension“ erreicht hat.  Ich meine, dass späte Einsicht  besser ist als keine, denn die Schulden der Peripherieländer werden nicht erst seit der Quasi-Pleite der belgisch-französisch-luxemburgischen Bank Dexia zum Problem der Kernländer.

Selbst, wenn 90 Milliarden Euro an Garantien  - hiervon kommen 60,5% aus Belgien, was 17% des belgischen Bruttoinlandsproduktes entspricht, für eine(!) Bank -  Dexia stabilisiert haben sollten, die Situation in Griechenland ist es keineswegs – und hier geht die Geschichte eigentlich erst los.

Griechenlands Pleite ist beschlossen

Die Pleite Griechenlands ist offiziell und beschlossen. Selbst der Gesundbeter, Daueroptimist und Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker spricht ganz offen über den Haircut – ein anderes Wort für Pleite – der hellenischen Anleihen. Dabei staunt man nicht schlecht, wenn man die Größenordnung erfährt: 60% - das ist unchristlicher, als das Wort zum Sonntag.

Bei 330 Milliarden Euro Schulden besteht somit Abschreibungsbedarf für die (vor allem europäischen) Banken in Höhe von 270 Milliarden Euro.  Das ist zwar viel, hört sich jedoch kalkulierbar an. Dem ist aber nicht so!

Die Systemrisiken bleiben nicht einschätzbar

Eine saubere Risikoanalyse ist vollends unmöglich. Denn die Emittentenrisiken der Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps oder kurz: CDS) sind hier nicht mitgerechnet.  Keiner weiß genau, wo die Versicherungen liegen und vor allem, ob der Emittent noch über die notwendigen Bonität bzw Mittel verfügt, seinen Versicherungsverpflichtungen nachzukommen oder gleich mit in den Bankrott geht.

Dabei sind es nicht die „kleinen Dummen“, die solche Versicherungen am Markt verkaufen, nein, es sind die „großen Schlauen“, das so genannte „smart money“, wie die Bank of America. Sie war 2007/2008 groß im Geschäft mit diesen Versicherungen, man mag sich kaum vorstellen, dass man dort, nicht einmal drei Jahre danach, schlauer geworden ist. Kippt also ein Versicherer, dann ist der Knall auf dem gesamten Globus zu vernehmen.  Soviel zum Thema Ansteckungsgefahr.

Aber was passiert dann mit den Versicherungen auf weitere  Zahlungsausfälle, wie zB von Spanien oder Italien? Einem nackten Mann kann man nicht nun mal in die Tasche greifen.  Und nur mal zum Vergleich: Die beiden Urlaubsländer haben satte 2,4 Billionen Euro an Schulden zu bieten. Das entspricht dem „Griechenland-Drama“ multipliziert mit dem Faktor 7,5!

Es sind genau jene Netzwerkrisiken, die JCT meint, wenn er von „Systemrisiken“ spricht.

Sicher scheint mit derzeit nur eins zu sein: Die Zeiten bleiben spannend und werden dramatisch. Für allerhöchste Volatilität an den Finanzmärkten ist daher bestens gesorgt.

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