Das Schlimmste kommt erst noch

Ja, die europäische Schuldenkrise ist mit Wucht zurückgekehrt. Ja, Irland, Portugal und wahrscheinlich auch Spanien werden umkippen. Ja, der Dax hält sich trotzdem wacker – die Anleger zuckten nur kurz mit den Schultern. Ja, das ganze passt dennoch zusammen. Warum, lehrt ein Blick zurück auf den Fall Argentinien. 

Staatsbankrotte – und davon hatten wir in den vergangenen 800 Jahren etliche – laufen meist nach demselben Muster ab: Leugnen, Abwiegeln, Kassieren, Bankrott erklären. Sehr hübsch verdeutlicht dies ein Blick auf Argentinien. 

Morgan Stanley hat nachgerechnet: Im Frühjahr 2000 wurde das Hilfsprogramm des Internationalen Währungsfonds für Argentinien verabschiedet. Argentinien beteuerte, das Land werde sparen und die Gläubiger müssten nichts befürchten. Das erste Geld floss im Januar 2001. Im Sommer 2001 schuldete das Land um. Im Herbst 2001 gab es frisches Geld vom IWF. Und dann kam die kalte Dusche für Halter für Staatsanleihen: Anleger erhielten vom Staat neue, garantierte Schuldverschreibungen im Gegenzug für argentinische Bonds. Deren Wert sackte kräftig ab. De facto entschuldete sich Buenos Aires also durch einen Zahlungsausfall.

Übertragen auf die Griechenland-Irland-Portugal-Spanien-Krise lässt das nichts Gutes vermuten. Der Verzögerungseffekt von der Zusage von Hilfen über deren Auszahlung, über die Verkündung von scheinbar drastischen Sparprogrammen bis hin zur Entschuldung via Bankrott kann mehrere Monate betragen. Das dicke Ende kommt also erst noch. Ein Wertverlust in PIGS-Bonds wird unsere Bankenlandschaft heftig erschüttern. Und neue Zweifel an der zur Transfer-Union mutierten Eurozone aufkommen lassen. Die richtige Eurokrise steht also erst noch bevor.

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