Pleitegeier über Lissabon

Wenn das mal kein Meineid wird.

Realsatire am Tejo: „Wir brauchen keinerlei Hilfe“, sagte Regierungschef José Socrates in Lissabon. Portugal sei nicht Irland: „Wir haben niemals eine Immobilienblase gehabt, und unser Haushalt ist mit dem irischen nicht zu vergleichen.“ Er hoffe, dass die Beruhigung der Märkte nun anhalte, denn Portugal habe sehr gelitten unter der „Ansteckung“ der irischen Krise. Das Land hatte in den vergangenen Wochen hohe Zinsen an Investoren für seine Staatsanleihen zahlen müssen.

Klar – nur die böse irische Grippe belastet Portugal. Sonst ist alles in Ordnung. So liegt das Staatsdefizit in Portugal derzeit bei 7,3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes - das in Irland bei 32 Prozent. Doch die Wirtschaft des Landes stagniert seit Jahren, die Schulden betragen 161 Milliarden Euro - mehr als 82 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Wie immer hat der Markt recht: Die Zinsen für portugiesische Staatsanleihen stiegen zuletzt weiter und erreichten 6,527 Prozent. Ein ziemlich teures Problem. Denn der Staat muss sich im kommenden Jahr 25,6 Milliarden Euro frisches Geld auf den Kapitalmärkten besorgen, davon 19,7 Milliarden Euro im ersten Halbjahr. Gegen einen Kollaps von Lissabon würde ich zurzeit nicht wetten.

Neuen Kommentar schreiben