Kapitän im Sturm ohne Mannschaft
So ließe sich die Situation in Washington beschreiben, wenn damit nicht US-Präsident Barack Obama beleidigt werden würde. Wie auch immer: Der Schwund an Wirtschaftsfachleuten in der amerikanischen Regierung ist mittlerweile beängstigend.
Weniger als zwei Jahre nach Amtsübernahme und wenige Wochen vor den Kongresswahlen wird es einsam um Obama. Der jüngste Abgang schmerzt ihn am meisten: Larry Summers, sein engster Wirtschaftsberater und die ökonomische Instanz des Weißen Hauses, verlässt zum Jahresende die Regierung.
Im Sommer hatte bereits Budgetdirektor Peter Orszag aufgegeben. Vor wenigen Wochen schmiss auch Spitzenberaterin Christina Romer, eine Princeton-Professorin, hin. Gestern trat auch noch der Chef des Bankenrettungsfonds Tarp, Herb Allison, zurück. Und der nächste Abgang ist gewiss: Stabschef Rahm Emanuel wird voraussichtlich bereits im Oktober Obamas Team verlassen, um für den Posten des Bürgermeisters von Chicago zu kandidieren.
Das Beängstigende: Mitten in der schlimmsten Krise der US-Wirtschaft ist damit völlig offen, welchen wirtschaftspolitischen Kurs die US-Regierung jetzt einschlägt. Unklar ist, ob Washington an Summers expansiver Fiskalpolitik festhält, oder ob sie beginnt, das ausufernde Defizit abzubauen. Das Dumme an der Situation: Auch in der Federal Reserve gibt es keinen klaren Kurs. Hoffen wir, dass die US-Wirtschaft nicht auf ein Riff zusteuert.
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