Machtkampf belastet Rubel
In den vergangenen Tagen ist der Rubel recht stark unter Druck geraten. Denn im wilden Osten tut sich Unerhörtes: Einer der Unantastbaren ist ins Visier des Präsidenten geraten. Die westliche Business-Community macht sich Sorgen, dass nun Unruhe einkehrt – und sie verkauft lieber den Rubel.
Jelena Baturina ist eine ganz außergewöhnliche Frau: Wahnsinnig intelligent, unglaublich erfolgreich. Die reichste Frau Russlands hat quasi ein Monopol auf Zement im Land aufgebaut. Kein Wunder, dass sich der Moskauer Bürgermeister Juri Luschkow zu ihr hingezogen fühlt. Vielleicht ist die Bauunternehmerin aber auch nur so reich, weil ihr der Göttergatte ab und an ein paar exklusive Aufträge zuschanzt?!
Diese byzantinische Bevorzugung war bislang nichts Neues für die Russen. Doch jüngst sorgte der staatliche Fernsehsender NTW mit dem Film „Der Fall Schiebermütze“ für Aufsehen. Die Mütze ist das Markenzeichen von Luschkow. Der Streifen enthüllte in ungewohnter Offenheit das korrupte Moskauer System. Auf den ersten Enthüllungsfilm folgten mehrere weitere bei verschiedenen staatlich kontrollierten Sendern. Das ist Wahlkampf im besten russischen Stil – der Gegner wird mit Kompromat, also mit kompromittierendem Material, überzogen.
De facto läuft ein ungewöhnlicher Machtkampf in Moskau - Präsident Dmitrij Medwedjew hat Luschkow, einen der mächtigsten Männer Russlands, ins Visier genommen. Hinter dem steht wahrscheinlich der jetzige Ministerpräsident Wladimir Putin, der bald selbst wieder Präsident werden will. Putin verlängerte als Präsident im Juni 2007 die Amtszeit Luschkows um weitere vier Jahre. Nun läuft also die Zeit von Luschkow ab.
Der Präsident positioniert sich zurzeit als volksnaher Herrscher. So stoppte er die Rodung des Waldes von Chimki, durch den Moskauer Außenbezirk soll die Autobahn von Moskau nach Sankt Petersburg führen. Medwedew forderte Diskussionen mit wütenden Bürgern und punktete damit beim Wahlvolk. Luschkow, der das Projekt wohl mit Blick auf die üppigen Zuwendungen der Baufirmen ohne Rücksicht auf die Anwohner durchgedrückt hatte, griff daraufhin Medwedew öffentlich an.
Wenn Medwedjew Luschkow nun nicht absetzt, ist er nur noch ein „Frühstücksdirektor“. Putin beobachtet alles still im Hintergrund; seit seiner Zeit als KGB-Chef hat er Dossiers über alles und jeden gesammelt. Mal gespannt, welches Kompromat in Kürze auftaucht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Medwedew schon eine eigene starke Gruppe von Unterstützern aufgebaut hat, wahrscheinlich wird Putin ihn beiseiteschieben. Bis die Fronten geklärt sind, sollten Devisen-Trader lieber nicht im Rubel long gehen.
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