Notenbankchef verzweifelt gesucht
Kommen wir gleich zum Provokateur der Woche! Mit der Überschrift meine ich übrigens nicht einen neuen Chef für die Deutsche Bundesbank – obwohl ja der angeblich unabhängige Axel Weber im Fall Thilo Sarrazin allzu hörig den Vorgaben aus der Politik gefolgt ist und nun ein Problem hat, das sich ganz gut mit Charakterschwäche und allzu enger Anlehnung an die Regierung umschreiben ließe.
Doch damit ordnet er sich ja ganz gut in unser herrschendes Meinungskartell ein, dessen dünnhäutige Reaktionen auf Sarrazin an einen Schauprozess aus dem Moskau des Jahres 1937 erinnerte. Vielmehr möchte ich Ihnen heute eine interessante Geschichte aus China schildern.
Auch dort gibt es einen Menschen, der bei der realitätsfernen Meinungs- und Machtelite in Ungnade gefallen ist und zudem angeblich Staatsvermögen vernichtet hat. Es handelt sich um den Notenbankchef Zhou Xiaochuan. Für Nervosität sorgt das Gerücht, er sei nach Milliardenverlusten mit US-Staatsanleihen auf der Flucht. Tja, China macht eben keine halben Sachen: Wenn einer es wagt, gegen den Strom zu schwimmen, muss er gleich um sein Leben fürchten. Bestimmt findet ein solches Vorgehen Beifall bei der Fraktion der KPD/SED/PDS/Linke, oder wie immer sich die Stalinisten gerade nennen. Denn während in Deutschland ein Zentralbanker nur seinen Job verliert, wenn er unangenehme Tatsachen ausspricht und danach nur ein seifiger Moderator namens Beckmann den Chefankläger spielt und ein Tribunal von acht gegen einen für korrekt hält, lässt Peking eben mitunter sofort das Exekutionskommando antreten.
Wie auch immer. Der 62-Jährige chinesische Zentralbanker sei jedenfalls verschwunden, behaupten zahllose Websites. Rund 430 Milliarden Dollar der Devisenreserven habe die Notenbank mit Investitionen in US-Staatsanleihen in den Sand gesetzt. Wie das gehen soll, weiß ich nicht, schließlich sind die Kurse der US-Treasuries zuletzt ständig gestiegen. Um seiner Strafe durch Partei und Regierung zu entgehen, habe Zhou sich jetzt in die USA abgesetzt. Die Regierung steuerte gegen und veröffentlichte lauter Fotos mit dem Notenbanker.
Laut Stratfor, einem auf politische Analyse spezialisierten Nachrichtendienst aus Texas, deutet vieles auf ein politisches Komplott. Sorge bereite vielmehr, dass ein hochrangiger Zentralbanker angegriffen werde, ohne dass er Rückendeckung aus der Parteispitze erhalte. Da Zhou immer wieder hochfliegende politische Ambitionen nachgesagt werden, könnte das Gerücht auf einen Machtkampf in der Parteihierarchie hindeuten, vermutet Stratfor. Schließlich steht 2012 ein Machtwechsel an.
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