Print your debt away
Ausgerechnet in Großbritannien, wo gerade eine konservativ-liberale Regierung die Macht übernommen hat, könnte nun das Drucken von frischem Geld eine interessante wirtschaftspolitische Option bieten. Denn die Schuldenstruktur auf der Insel spricht für solch einen inflationären Schritt.Gerade hat die britische Regierung den Verkauf von indexierten nationalen Schuldverschreibungen eingestellt. Die Rendite dieser Sparpläne lag bei 1% plus der Inflationsrate, die Laufzeit betrug fünf Jahre, die Ausschüttung war steuerfrei. Nach Angaben der staatlichen Sparkasse National Savings, wurde das Produkt wegen zu hoher Nachfrage gestoppt. Das ist eine sehr interessante Feststellung: Denn die Briten müssen rund 210 Milliarden Euro refinanzieren. Und Kleinanleger sind immer noch pflegeleichtere Geldgeber als Hedge Fonds oder dubiose Scheichs.
Aktuell beträgt die Inflationsrate auf der Insel 5%, der Staat musste somit nominal 6% an die Kleinsparer ausschütten. Real bezahlt London aber nur 1%. Warum also ist es für die Regierung attraktiver, eine Staatsanleihe aufzulegen, bei der sie 3% Zins bezahlen muss?
Weil Großbritannien auf die Inflation setzt. Die Versuchung für London ist groß, denn die durchschnittliche Laufzeit der britischen Bonds beträgt 14 Jahre. Die Zeit bis zur Maturity – also dem Rückkauf der Anleihen – ist somit weit höher, als in anderen Ländern.
Staaten, die vor allem über kurzfristige Anleihen Geld aufgenommen haben, können nicht einfach auf Inflation setzen. Denn die Anleger fordern als Entschädigung umgehend höhere Renditen. Wer jedoch vor zwei, drei Jahren die britischen Langläufer eingekauft hat, verkauft entweder in Kürze die Anleihe mit Verlust, oder er wartet auf die Rückzahlung am Laufzeitende zum Nennwert. Im Zweifel ist Abwarten und Tee trinken die profitablere Variante.
Und genau das wissen die Währungshüter in London. Ein Indiz für die Inflationsthese: Trotz der hohen Inflation hat die Bank of England seit Monaten den Leitzins bei 0,5% belassen. Ein weiterer netter Nebeneffekt der Inflationsstrategie: Investoren, die auf hohen Cash-Beträgen sitzen, werden gezwungen, ihr Geld besser hier und heute zu investieren, als mit anzusehen, wie der Realwert sinkt. Das wiederum kurbelt die Wirtschaft an.
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